photo by Ellen Schmauss, visuals by Fluido Cosmico 2022

Tamburi Mundi 2011 - Ein geglückter Dialog der Rhythmen

Poster_Tamburi Mundi 2011

6. Internationales Festival für Rahmentrommeln (31.07. - 07.08.2011)

Ich freue mich sehr, dass das vergangene Rahmentrommelfestival so erfolgreich verlief. Mit Sicherheit war es eines der spannendsten Ausgaben seit es das Tamburi Mundi Festival gibt. Die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen einigen Künstler:innen kam dieses Jahr besonders zur Geltung. Mit dem „Festival on Tour-Project", welches bereits im Frühjahr im Festspielhaus St. Pölten gastierte, wurde ein breit gefächertes Programm mit Trommeln, Tanz und Gesang dargeboten. Hier kam die bunte und lebendige Vielfalt der Rahmentrommeln humorvoll und voller Energie zum Vorschein.

Höhepunkt war mit Sicherheit ein eigens für das diesjährige Festival erarbeitetes Kooperations-Projekt: Rhythms in Dialogue. Unter der Leitung von Kim Ju Hong (Südkorea) und Murat Coşkun enstand ein Konzept für eine ganz besondere musikalische Begegnung der Kulturen. Koreanische Samul Nori-Perkussionist:innen kamen für sechs Wochen als Artists in Residence zum Tamburi Mundi Festival.

Als Ausgangspunkt diente die koreanische Samul Nori Musik, deren „Dialog-Partner:innen" waren in erster Linie Rahmentrommeln und Perkussion sowie Tanz und Gesang mit Schwerpunkt auf dem türkischen, persischen und arabischen Raum. Aus der Improvisation heraus entstanden neue Kompositionen und Choreographien, die traditionellen Instrumente sowie traditionellen Melodien trennten sich von ihrem ursprünglichen Kontext; Klänge und Bewegungen wurden isoliert, um wieder zusammengesetzt und musikalisch neu definiert zu werden. Das Resultat wurde von insgesamt 14 Musiker:innen und Tänzer:innen im ausverkauften E-Werk in einem fulminanten Konzert mit lyrischen und kraftvollen Momenten dargeboten.

Tamburi Mundi versucht stets musikalische aber auch gleichzeitig kulturelle Hürden zu überwinden und durch die musikalischen Begegnungen politische Grenzen und Barrieren zu relativieren. So trafen auch dieses Jahr in einem Konzertabend ein Musiker aus Israel (Elias Habib) auf einen Perkussionisten aus der Freiburger Partnerstadt Isfahan (Mohsen Taherzadeh). Eine Begegnung, bei der nicht das trennende sondern das Verbindende Element im Vordergrund stand.

Erstmals wurde bei Tamburi Mundi ein Abend ganz den weiblichen Trommlerinnen gewidmet: Die Iranische Trommlerin Maryam Hatef, ihre amerikanische Kollegin Marla Leigh und Nora Thiele aus Berlin bildeten die „Lady Drummers". Drei weitere Musikerinnen komplettierten das Konzert und rundeten den Abend musikalisch ab.

Die mittelalterlichen Klänge vom Ensemble A Chantar entfaltete sich klanglich und atmosphärisch in der Christuskirche zu einem großen Hörgenuss. Im Kerzenschein verschmolzen die tiefen Rahmentrommeln (Murat Coşkun) mit der glasklaren Stimme der Sopranistin und Ensemblegründerin Regina Kabis. Einfühlsam und doch voller Energie brachten die drei Instrumentalisten Manuela Mohr (Flöten), Marc Lewon (Lauten, Gesang) und Baptiste Romain (Fidel, Dudelsack) die spanische Mittelaltermusik in die Christuskirche. Als Gastmusiker brillierte Michael Metzler mit seinem Kastagnettenspiel.

Neben dieser größeren Produktion waren bei Tamburi Mundi auch wieder kleinere und intimere Konzerte angesagt. Bei den „Tamburi Mundi Special"-Konzerten konnte man in einem kleineren Rahmen einzelne Musiker mit solistischen Beiträgen erleben (Suat Borazan, Michael Metzler, Gilson de Assis, David Kuckhermann). Höhepunkt hier war das Solokonzert von Carlo Rizzo, bei dem er seine Zuschauer:innen mit Staunen und in größter Begeisterung zurück ließ.

Das diesjährige Familienkonzert mit dem Tak und seiner Reise, die zahlreichen Kinderkurse sowie die kostenlosen Mitmachaktionen wie Trommelzug oder Drumcircle zogen wieder viele Familien zum Tamburi Mundi an. Und wer noch länger aufbleiben konnte (oder durfte), der konnte bei den nächtlichen Sessions und beim „Drumming in the night" unter den Sternen im Freiburger Stadtgarten mittrommeln.

2011 gab es wieder zahlreiche Kooperationen, z.B. mit der Alten Feuerwache in Mannheim, wo Tamburi Mundi drei Tage vor dem Festival in Freiburg mit einigen ausgesuchten Musiker:innen und Tänzer:innen den Konzertsaal zum Kochen brachte. Weitere Kooperationen gab es mit dem Senior:innenstift und der Strafvollzugsanstalt Freiburg, wo Tamburi Mundi mit einem speziellen Programm gastierte. Auch die neu ins Leben gerufene Reihe Tamburi Monday im E-Werk (Rahmentrommel-Sessions und offene Bühne) wurde sehr gut angenommen.

Ein wichtiger Bestandteil des Festivals waren die Kurse und Workshops. Auch dieses Jahr wurden über 50 Kursen für verschiedene Spiel-Niveaus zu den verschiedensten Themen rund um die Rahmentrommel angeboten. Komplettiert wurde das Festival durch die Tamburi Mundi Instrumenten-Messe, welche inzwischen zu einer kleinen, aber weltweit sehr wichtigen Fachmesse für Rahmentrommeln geworden ist. Instrumentenaussteller:innen aus Ländern wie den USA, Türkei, Israel, Spanien, Italien, Frankreich und ganz Deutschland kamen dafür nach Freiburg ins E-Werk, wo sie während der ganzen Festivalzeit in einem eigenen Messe-Raum ihre neuesten Instrumente vorführten.

Ich bin sehr glücklich, dass Tamburi Mundi immer mehr Anhänger findet. Es hat in der internationalen Rahmentrommel-Szene mittlerweile eine führende Rolle übernommen und setzt richtungsweisende Akzente. Sei es mit den Konzerten beim Tamburi Mundi Festival, den Workshops bei der „Tamburi Mundi Frame Drum Academy" oder sei es mit den erfolgreichen „Tamburi Mundi-International"-Veranstaltungen in Iran, Italien, Österreich und in der Türkei: So strahlt das Festival von Freiburg aus in die weite Welt und bringt die internationale Rahmentrommelkulturen zusammen.

Die Kontinuität ist sehr wichtig, dafür bedanke ich mich in erster Linie ganz herzlich bei den treuen Zuschauer:innen und bei den Teilnehmer:innen unserer Kurse, den Musiker:innen, die dieses Festival ideell unterstützen, bei den Förderer:innen und Sponsor:innen des Festivals, beim Kulturamt Freiburg, beim E-Werk Freiburg sowie bei meinem tollen Team mit seinen festen und auch ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen! Ich freue mich besonders auch, dass die Stadt Freiburg ab diesem Jahr zum ersten Mal das Festival mit einem Zuschuss institutionell fördert und hoffe, dass der Standort des Festivals in Freiburg damit auch gesichert ist.

Ich wünsche uns für das kommende Jahr eine schöne Festivalwoche vom 28.7.-5.8.2012!

Murat Coşkun