Tamburi Mundi Festival 2023
Tamburi Mundi 2023 – „LAST SUMMER“
Rückblick auf das 18. Internationales Festival für Rahmentrommeln (29.07. - 06.08.2023) in Freiburg im Breisgau
Das 18. Rahmentrommelfestival fand dieses Jahr zum letzten Mal im Sommer statt. „Wir ziehen um in den Frühling!“ hieß es auf Flyern und der Webseite des traditionsreichen Freiburger Festivals.
„Nie wieder schwitzen?!“ oder was bewegt das Festivalteam um Gründer Murat Coşkun zu solch einem einschneidenden Schritt?
„Es ist eine wohlüberlegte Zäsur, der Entscheidung gingen zahlreiche Gespräche mit Musiker:innen, Kursteilnehmenden und nicht zuletzt Vertreter:innen des Kulturamts Freiburgs und der langjährigen Festival-Location E-Werk voraus.“, sagt Festivalleiter Coşkun. „Natürlich sind wir gespannt, wie das Publikum reagiert ob auch außerhalb der Sommerferien wie gewohnt internationale Festivalbesucher:innen anreisen werden…“ Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Zu schwierig wurde es, in der Zeit nach der Pandemie und den vollen Corona-Fördertöpfen, an lauen Sommerabenden das Publikum in überhitzte Innenräume zu locken, zumal sich das Angebot an Umsonst und Draußen Festivals auch in Freiburg mehr als verdoppelte.
Der neue Termin in der Osterwoche 30.03.-07.04.24 stieß beim diesjährigen Festival, einmal in die Runde geworfen, auf breite Zustimmung. Für Murat Coşkun und sein Team heißt es nun einmal mehr: Nach dem Festival ist vor dem Festival! Die Drähte laufen bereits heiß, um 2024 zu planen.
Tamburi Mundi 2023 überraschte mit neuen Gesichtern: Der US-amerikanische Drummer Jarrod Cagwin war zum ersten Mal zu Gast. In atemberaubenden schweißtreibenden Solo-Spots rockte er die Bühne und war gleichzeitig sensibler Mitspieler bei diversen Projekten. In der täglichen Reihe „Frame Drum Impulses“ referierte er am praktischen Beispiel über seine Idee des hybriden Drumsets. Dort wurde u.a. auch das neuerschienene Buch „Music for Frame Drums“ (hrsg. von Piccioni/Magarò/D`Erasmo) erstmalig vor Publikum präsentiert mit Kompositionen von Carlo Rizzo, Michael Metzler, Zohar Fresco, Glen Velez und anderen mehr. Die Liste der Themen und Trommelpräsentationen wäre lang, die Bandbreite war enorm und zeigte wieder einmal bei Kursen und Konzerten ein vielseitiges und internationales Festivalprogramm mit Musiker:innen aus aller Welt. Artist in Residence 2023 war der tadschikische Meistertrommler Khayrullo Dadoboev, der seit seinem Umzug nach Hamburg auch in der deutschen Handpercussion-Szene immer präsenter wird.
Ein emotionaler Höhepunkt war das große Tamburi Mundi Special-Konzert unter dem Titel Frame Drum Tales, das einmal mehr mit eigens komponierten Stücken an den im Januar unerwartet verstorbenen türkischen Trommler Berkant Çakɩcɩ erinnerte.
Durch große solidarische Unterstützung vieler (in Form eines erfolgreichen Crowdfunding-Projektes) konnte dieses Jahr eine neunköpfiger ukrainische Percussion-Gruppe direkt aus dem kriegsgebeutelten Saporischschja zum Tamburi Mundi Festival anreisen. Durch intensive gemeinsame Proben wurde schließlich als Festivalabschluss ein Begegnungskonzert mit dem hauseigenen Frame Drum Orchestra unter der Leitung von Murat Coşkun (special guest Zohar Fresco) auf die Beine gestellt, bei dem überraschten ukrainischen Musiker:innen sieben große Rahmentrommeln als Geschenk der Firma Schlagwerk überreicht wurden. „Dieses Gepäck nehmen wir gerne mit zurück!“ war die direkte Antwort.
Weitere Trommelbauer präsentierten ihre Instrumente im E-Werk: Majid Drums (D), Biagio Panico (Italien), David Roman Drums (D), Buno Spagna (Italien), Yalcinkaya Percussion (Türkei) und DoubleYou Drums (Polen).
Alles in allem war das Tamburi Mundi Festival 2023 eine sehr gelungene Mischung aus intensivem Technikstudium (online, hybrid und in Präsens), Impuls-Vorträgen, kreativen Mittagsangeboten wie Gongbad und Stimm-Meditation, spannende Einzel-Workshops am Nachmittag, offene Bühne für Profis und Kursteilnehmer:innen und großartig besetzte Percussionkonzerte zum Abschluss des Tages im E-Werk Saal.
Unbedingt vormerken: TAMBURI MUNDI 2024 vom 30.03.-07.04.
(Interview und Text: Ulrike Kudla)