Tamburi Mundi 2012

7. Internationales Festival für Rahmentrommeln (27.07. - 04.08.2012)
Das diesjährige Rahmentrommelfestival bot mit Sicherheit eines der vielseitigsten Programme seit Beginn des Festivals 2006. Mit Sicherheit war auch das Motto des diesjährigen Festivals „Crossing Borders" verantwortlich dafür. So wurden vielerlei Grenzen in musikalischer und kultureller Hinsicht überschritten, wie auch ein spartenübergreifendes Programm dargeboten. Dabei standen die Rahmentrommeln mal mehr, mal weniger im Zentrum. Dadurch wurden die einzelnen Konzerte kontrastreicher und jeder Abend hatte eine ganz eigene Note.
Das Festival wurde im klassischen Tamburi Mundi-Stil mit einem traditionellen Rahmentrommel-Programm eröffnet. Dieses Jahr gab es italienisch-ekstatische Trommelmusik mit Maskentänzen und feurig-virtuose Trommelklänge mit dem Ensemble Tamburello Café.
Bewusst wurden einige „Ausflüge" in die zeitgenössische Musik unternommen: Das norwegische Percussion Trio SISU bot den Zuschauer:innen unterhaltsame und faszinierende Augenblicke und integrierte in ihr modernes Programm u.a. den tadschikischen Meistertrommler Sattor Fozilov in eine fulminante Komposition. Auf der anderen Seite schenkten Isao Nakamura und auch Joss Turnbull dem Publikum leise und intime aber doch energiegeladene Klänge.
Neu war das Thema Lesung und Musik. Der „Sams-Autor" Paul Maar hatte das Publikum sofort auf seiner Seite, als er aus seinem Buch „Das Fliegende Kamel" las. Musikalisch begleitet wurde er dabei von der Capella Antiqua Bambergensis und zahlreichen Rahmentrommler:innen, u.a. Murat Coskun, Maryam Hatef und Mohsen Taherzadeh. Letzterer wirkte als Artist in Residence bei zahlreichen Projekten mit und stellte u.a. sein Projekt „Merasim Percussion Trio" vor.
Dieses Jahr stand an zwei Abenden der regionale Bezug im Vordergrund: Mit dem Kaiserstuhl Percussion Ensemble (Leitung Friedemann Stert) kam ein hervorragend eingespieltes Ensemble zum Festival und traf hier auf „Rahmentrommler des Festivals", wie Philipp Kurzke oder Mohsen Taherzadeh. Der Dirigent des Freiburger Akkordeon Orchesters Volker Rausenberger leitete ein einzigartiges Projekt: „Accordeon Orchestra meets Frame Drums", bei dem Stücke von Bartok bis Abou Khalil gespielt wurden. Wohl eines der außergewöhnlichsten Konstellationen des diesjährigen Tamburi Mundi Festivals.
Jazzigere Klänge waren beim ensemble FisFüz zu hören. Die in Istanbul lebende US-Percussionistin Raquy Danziger hatte hier beim Tamburi Mundi Festival ihr erfolgreiches Deutschland-Debut. Tamburi Mundi goes America hieß ein weiteres außergewöhnliches Projekt: N. Scott Robinson aus den USA brachte in der Festivalwoche einige hochkarätige Rahmentrommler:innen zusammen und ließ einen „Frame Drum Circus" entstehen, u.a. mit dem israelischen Newcomer-Percussionisten Yshai Afterman, der dem Freiburger Publikum sehr positiv auffiel. Beim Tanzabend mit dem Titel „Crossing Borders" trafen traditioneller indischer Tanz (Shany Mathew) auf zeitgenössischen Tanz mit afrikanischen Elementen (Henry Motra). Ein intensiver Abend voller Ausdruck und implodierender Energie, bei dem die Zuschauer:innen im Anschluss Gelegenheiten hatten, zur Musik von über 30 Live-Rahmentrommler:innen im Saal des E-Werks zu tanzen.
Die Tradition des großen „Samstagabend-Konzert" mündete auch dieses Jahr zu einem „Gipfeltreffen der Rahmentrommler:innen". Er wurde von Ramesh Shotham musikalisch geleitet und brachte Trommler:innen aus Korea, Tadschikistan, USA, Iran, Israel, Brasilien, Indien, Italien und Deutschland gemeinsam auf die Bühne. Höhepunkte hier waren u.a. das Solo der Schlagzeugerin Carola Grey und die atemberaubende Darbietung des koreanischen Percussion Ensembles Noreum Machi.
Gesang und Rahmentrommel stand dieses Jahr gleich zweimal im Fokus: Zum einen waren es norwegische Gesänge von Oyonn Groven Myhren begleitet von der norwegische Schamanentrommel „Runartrumma", mit denen sie das Publikum in eine andere Welt verzauberte. Zum anderen gestaltete die brasilianische Sängerin Lygia Campos in Kombination mit brasilianischer Percussion (Gilson de Assis) und italienischen Trommeln (Andrea Piccioni) ein mit viel Beifall bedachtes sonntägliches Abschlusskonzert.
Beim Festival 2012 wurde erstmalig in Kooperation mit der Firma Schlagwerk-Percussion ein Tamburi Mundi Frame Drum Award vergeben. Sieger des auf dem Festival live ausgetragenen Wettbewerbs wurde der spanische Rahmentrommler Pere Olivé Aymerich. Das Familienkonzert, die zahlreichen Kinderkurse sowie die kostenlosen Mitmachaktionen, wie Trommelzug oder Drumcircle zogen wieder viele Familien an. Und wer noch länger aufbleiben konnte (oder durfte), konnte bei den nächtlichen Sessions und beim „Drumming in the Night" unter den Sternen im Freiburger Stadtgarten trommeln. Komplettiert wurde das Rahmenprogramm durch die Tamburi Mundi Instrumenten-Messe, welche inzwischen zu einer kleinen, aber weltweit sehr geschätzten Fachmesse für Rahmentrommeln geworden ist.
Neben knapp 20 Konzertveranstaltungen und zahlreichen anderen Aktionen wurden auch dieses Jahr über 50 Kurse für verschiedene Spiel-Niveaus zu den verschiedensten Themen rund um die Rahmentrommel angeboten. Über 100 Künstler:innen präsentierten dieses Jahr 9 Tage lang einem begeistertem Publikum ein breit gefächertes Programm. Die Konzerte waren überdurchschnittlich gut besucht und es kamen über 4500 Besucher:innen zu allen Veranstaltungen des Festivals. Das Festival wurde 2012 neben der städtischen Förderung auch erstmalig vom Land Baden-Württemberg bezuschusst und kooperiert mit internationalen Institutionen wie dem Carl-Schurz-Haus in Freiburg.
Für alle, die sich das schon mal vormerken wollen: Das Tamburi Mundi Festival ist am 26./ 27. April 2013 auf Tour in Österreich (Festspielhaus St. Pölten) und präsentiert sich vom 27. Juli bis 4. August 2013 wieder in Freiburg.