Tamburi Mundi 2010

Poster_Tamburi Mundi 2010

5. Internationales Festival für Rahmentrommeln (04.08. - 08.08.2010)

In seiner ihm eigenen bescheidenen Art hatte Murat Coşkun angekündigt, dass das 5. internationale Festival für Rahmentrommeln um ein Jahr auf 2011 verschoben werden muss. Renovationen im E-Werk, dem Austragungsort der Festivals 2008 und 2009, haben ein Festival im üblichen großen Stil nicht zugelassen. Die „Tamburi Mundi Mini Edition 2010" also als Mini Event in der Wodan Halle?

Weit gefehlt. Im Rückblick wäre die Mini Edition auch glatt als 5. „richtiges" Festival durchgegangen. Denn was sich da an geballter perkussiver Energie versammelte – in den Workshops wie in den Konzerten – war wieder erste Sahne.

Als furioser Konzertauftakt wirbelte das koreanische Samul Nori Ensemble „Noreum Machi" durch die Aula des St. Ursula-Gymnasiums, dem einzigen Konzertort ausserhalb der Wodanhalle.

Am nächsten Abend dann „Les haulz et les bas", mittelalterliche Musik in grosser Besetzung, die auch nicht-medieval geprägte Zuhörer:innen wegen ihrer Vielseitigkeit begeisterte.

Das Freitagabend-Konzert, angekündigt als „Night of Solo Drummers", erstaunte durch die phänomenalen Trommelkünste von Morteza Ghasemi, Joss Turnbull, Murat Coşkun und Michael Metzler. (Murat's Stück „Mohammeds hands" hätte übrigens auch locker in ein Festival für zeitgenössische Musik gepasst, als Komposition für elektrische Massagematte und Perkussion oder so...).

Als Abschlusskonzert am Samstag Abend dann das Tamburi Mundi Trio mit Murat Coşkun, Andrea Piccioni und Gilson de Assis, plus Gäste Cheikh Kane und Michael Metzler. Die üblichen Verdächtigen, könnte man meinen, und doch ist die mittlerweile durch 5 Jahre Rahmentrommelfestivals verwöhnte Zuhörerschaft fasziniert von den immer wieder neuen Spielideen der Musiker:innen, die von ruhig meditativ bis slapstick das gesamte Repertoire beherrschen.

Auch in den Workshops, mit maximal 4 parallel laufenden Kursen überschaubarer als in den Jahren zuvor, wurde den Teilnehmer:innen wieder die übliche hohe Tamburi Mundi Qualität geboten. Die Location, drei Räume auf dem Areal der Wodan Halle (und bei schönem Wetter auch der Biergarten davor) und im Pianohaus Lepthien um die Ecke, waren einfach und angenehm. Da auch das Leihen von Instrumenten dank der Unterstützung von Anklang Musikwelt und Schlagwerk wieder reibungslos funktionierte, waren alle mit den „neuen" Örtlichkeiten zufrieden.

Überhaupt: viele neue Gesichter unter den Teilnehmer:innen wie unter den Konzertbesucher:innen, und auch die Wokshops für Kids und das Familienkonzert scheinen eine neue Generation Rahmentrommelbegeisterte anzusprechen. Natürlich konnte, wer sich nicht mehr halten konnte, am Ausstellungsstand von Anklang Musikwelt beraten lassen und gleich die eine oder andere exklusive Rahmentrommel mit nach Hause nehmen. Viele schätzten auch die besondere, relaxte Stimmung in und um die Wodan-Halle, die auch bei Musiker:innen wie Zuhörer:innen und Teilnehmer:innen deutlich spürbar war.

Fazit: Mit der Mini Edition 2010 ist ein absolut gelungenes Festival geglückt, das durch die wunderbaren Konzerte und die bekannt guten Workshops das Gefühl vermittelt hat, bei einer großartigen Sache dabei zu sein. In diesem Sinne: Tamburi Mundi wird auch in Zukunft DAS Festival für die Freund:innen kreativer (Rahmentrommel-)Musik sein, ob im E-Werk, in der Wodan-Halle oder sonst wo.

JÖRG HERDT